Rundgang durch die Pfarrkirche

Text: Eduard Vieli und Arthur Salcher
Bild: Silvan Bucher

Das Gotteshaus wurde nämlich am 27. Juni 1943, mitten in den Kriegsjahren, nach anderthalbjähriger Bauzeit eingeweiht. Grund genug, diesen Zeugen des Kirchenbaus des 20. Jahrhunderts und seine besondere künstlerische Ausstattung vertiefter kennen zu lernen.

Über den einladenden Vorplatz nähern Sie sich der Eingangsseite, die von zwei prächtigen Blutbuchen gesäumt wird. Der 33 Meter hohe Turm mit Zwiebelkuppel und leuchtendem Kreuz, in dem ein fünfstimmiges Geläute das Pfarreileben begleitet, war schon von Weitem in Ihrem Blickfeld.

Von der Freitreppe sind Sie unter dem von zwei Granitsäulen getragenen Vordach durch das eichene Hauptportal eingetreten. Ein ruhiger, schlicht wirkender Sakralraum lädt nun zum Verweilen, Beten und Betrachten ein. Warm und wohltuend wirkt das Holz der Decke, ein Werk überlieferter Handwerkskunst, sie korrespondiert mit den weiteren Elementen aus Holz. Erleben Sie die Kunstwerke, die im Folgenden aufgeführt werden, und erfahren Sie mehr über die Innerschweizer Künstler, die sie geschaffen haben.
Wir haben es also mit Unikaten zu tun, denen Sie nun schrittweise im Inneren der Pfarrkirche Stansstad begegnen werden.

Haupteingang

Statuen des hl. Antonius von Padua und der hl. Theresia vom Kinde Jesu

Diese zwei Statuen stammen aus dem Atelier des Holzbildhauers Beat Gasser (1892-1967) aus Lungern.

Turmkapelle (früher Taufkapelle)

In der Turmkapelle befinden sich zwei Statuen, die man seinerzeit aus der St. Anna-Kapelle auf dem Dorfplatz übernommen hat. Es sind dies: Der hl. Aloysius, vermutlich aus der Zeit um 1820, weisspoliert mit Goldsäumen. Aloysius war der Patron der Jugend, speziell der studierenden Jugend, und Vorbild der Keuschheit (In Stansstad gab es den Aloysius-Bund).
Die hl. Mutter Anna, ebenfalls aus der Zeit um 1820, Ausführung wie die Statue des hl. Aloysius.
Es handelt sich um die klassische Darstellung als Matrone mit Kopftuch; sie erklärt ihrer Tochter Maria die Hl. Schrift. Die hl. Anna war ab 1628 – anstelle des hl. Christophorus – die Patronin der Kapelle auf dem Dorfplatz, die damals neu eingeweiht wurde.

Fenster

Figurenfenster von Albert Hinter 1952 unter der Empore rechts: Die Wahl des hl. Christophorus ist der Intervention eines Kapellrats zu verdanken, der die Meinung vertrat, der erste Patron der früheren Dorfkapelle dürfe nicht in Vergessenheit geraten. 
Figurenfenster unter der Empore links: Die hl. Familie ist die Patronin unserer heutigen Pfarrkirche. 
Die drei Fenster in der ehemaligen Taufkapelle (Turmkapelle) stammen ebenfalls von Albert Hinter. Sie stellen die Taufe Christi, einen taufenden Priester mit Hebamme und Kind sowie rechts Patin und Pate mit einem grossen Kind dar. 
Die drei Fenster in der ehemaligen Taufkapelle (Turmkapelle) stammen ebenfalls von Albert Hinter. Sie stellen die Taufe Christi, einen taufenden Priester mit Hebamme und Kind sowie rechts Patin und Pate mit einem grossen Kind dar. 
Die drei Fenster in der ehemaligen Taufkapelle (Turmkapelle) stammen ebenfalls von Albert Hinter. Sie stellen die Taufe Christi, einen taufenden Priester mit Hebamme und Kind sowie rechts Patin und Pate mit einem grossen Kind dar. 
Die drei Fenster in der ehemaligen Taufkapelle (Turmkapelle) stammen ebenfalls von Albert Hinter. Sie stellen die Taufe Christi, einen taufenden Priester mit Hebamme und Kind sowie rechts Patin und Pate mit einem grossen Kind dar. 

Anlässlich der Sitzung der Baukommission vom 17.02.1943 wurde der Beschluss gefasst, „Stifter“ für die Anschaffung der Fenster zu suchen. Ein Fenster im Schiff kostete Fr. 300. –, das Familienwappen inbegriffen. Viele Stansstader Familien haben sich in Verbundenheit mit der Kirche beteiligt und ein Fenster gestiftet, wie die von Glasmaler Albert Hinter nach streng heraldischen Kriterien gestalteten Wappen bezeugen.

1958 ersetzte man die von Albert Hinter gelieferten – ausser den Wappen farblosen – Fenster beidseits des Kirchenschiffes. Die Firma Renggli, Luzernische Glasmalerei Luzern, gestaltete die jetzigen farbigen Fenster unter Beibehaltung der Familienwappen.

Albert Hinter, 1876-1957, Engelberg
Albert Hinter, der die Fenster für den Kirchenneubau lieferte, war Kunst-, Glasmaler und der „Wiedererwecker“ der handwerklichen Glasmalerei. In einem kleineren Rahmen stellte er auch EX-LIBRIS Eigentumsvermerke für Bücher her. Er beherrschte als Xylograph die entsprechende alte graphische Technik.

Albert Hinter bildete sich an verschiedenen europäischen Kunststätten aus. Er stellte viele Glasgemälde in der Innerschweiz (vor allem im Kloster Engelberg), aber auch in der übrigen Schweiz her.

Hauptgang / „Ausschmückung“ / Kreuzweg

Infolge Ungunst der Zeit fehlte die Innenausstattung der Kirche während längerer Zeit. Man vermisste die sogenannte „Ausschmückung“, bezeichnete das Gotteshaus als „leer“. Spezialisten wurden eingeladen, Gutachten zu erstellen. Das erwähnte Gremium machte in einer ersten Phase einige definitive Vorschläge, nämlich:

  • Neue farbige Fenster unter Beibehaltung der Familienwappen (Renggli, Luzern, Spezialist)
  • Kreuzweg (Paul Diethelm, Luzern)
  • Altarkreuze, Leuchter, Ewiglicht (Anton Flüeler, Stans)
  • Kalvaria-Gruppe (August Bläsi, Luzern)
Auszug vom Kreuzweg 
Auszug vom Kreuzweg 
Auszug vom Kreuzweg 
Auszug vom Kreuzweg 
Auszug vom Kreuzweg 
Auszug vom Kreuzweg 

Kreuzweg (Paul Diethelm 1929-2000)

Und so erhielt die Kirche an Ostern 1958 den ersten bildnerischen Schmuck in den Kreuzwegstationen aus der Hand des jungen Künstlers Paul Diethelm. Er wählte für die Ausführung die Sgraffito-Technik. Er schuf ein Werk, das sich in den einfachen Linien des Kirchenraumes gut einfügt. Die Faktura vom 26.03.1958 betrug Fr. 5‘600.–.

Anlässlich der umfassenden Innenrenovation der Kirche 1988/89 übernahm Paul Diethelm 1989 selbst die Renovation seines ehemaligen Werkes und die Neugestaltung der Gegenseite mit Apostelkreuzen und Leuchten.

Seitenaltäre / Sakrale Gegenstände

Seitenaltäre

Bei den zwei Seitenaltären handelt es sich wie bei den Fenstern um sogenannte „Stiftungen“ (heute würde man sie als „Spenden“ bezeichnen).

Kruzifixe / Leuchter / Ewiglicht

Wie erwähnt erhielt der Künstler Anton Flüeler (1898-1960), Stans, den Auftrag, folgende sakrale Gegenstände zu gestalten: 8 Altarleuchter, 1 Osterleuchter, 2 Kruzifixe, 1 Ewiglichtlampe.

Seitenaltäre / Statuen

Muttergottes-Statue über dem linken Seitenaltar der Pfarrkirche

Bei dieser Muttergottes-Statue handelt es sich um eine Kopie der ehemaligen „Stansstader Muttergottes“. Schöpfer der neuen Statue war der Stansstader Holzbildhauer Josef Z’Rotz. Er erstellte sie im Jahr 1962.

St. Josefs-Statue über dem rechten Seitenaltar der Pfarrkirche

Auch bei dieser Statue, einer seltenen Darstellung aus dem 18. Jahrhundert, Herkunft Österreich, die man von einem Antiquariat erwarb, war wiederum Josef Z’Rotz „am Werk“. Sie musste von ihm gründlich renoviert werden.

Kreuzigungsgruppe über dem Hauptaltar

Von August Bläsi, 1903-1979, Stans-Luzern

Pater Leutfried Signer, Rektor des Kollegiums Stans, Präsident der Jury für die künstlerische Ausgestaltung der Kirche in Stansstad, schreibt in seinem Artikel vom Samstag, 06.09.1958 im „Vaterland“ u. a.:

„Zum Kirchweihfest des kommenden Sonntags wird auch der Hochaltar und damit die ganze Kirche ihren Hauptschmuck erhalten: eine überlebensgrosse Kreuzigungsgruppe von August Bläsi. In mässiger Höhe über dem Altar steht in der mächtigen graugetönten Altarswand das Kruzifix mit dem kraftvoll edel gestalteten Körper des Erlösers, dessen leicht geneigtes Haupt sterbend die Ergebung in den Willen des Vaters darstellt. Links steht eine Dreiergruppe, zwei der frommen Frauen mit der Schmerzensmutter in der Mitte. Erschüttert von dem grausen Geschehen hebt Maria ihre Arme, eine Geste, die gleicherweise den Schmerz der Mutter wie die Bereitschaft der Gottesmagd sprechend gestaltet und im beseelten Ausdruck des Hauptes ihre Vollendung findet. Während die Frauengestalt zu ihrer Rechten schmerzhaft erhobenen Hauptes und mit trostlos gesenktem Arm menschliche Hoffnungslosigkeit ahnen lässt, drängt sich jene zur Linken mitleidsvoll an die Schmerzensmutter.

Auch zur Rechten des Gekreuzigten füllt eine Dreiergruppe das Feld. Johannes, der Evangelist, steht in klarer, gefasster Haltung neben dem Kreuz, vertrauend auf die untrügliche Sicherheit des Wortes dessen, der am Kreuz stirbt. Neben Johannes sitzen zwei Gestalten, geschäftig miteinander verhandelnd – man könnte an die loswerfenden Soldaten denken, doch hebt der Künstler diese Szene ins Allgemeinmenschliche und gestaltet in den beiden Figuren die Gleichgültigkeit der Welt von damals – und von heute – dem grossen Geschehen der Erlösung gegenüber“.

Sgraffito Mariä Himmelfahrt / Rückseite Chor (aussen)

Zum Abschluss Ihrer Entdeckungen geht es hinaus ins Freie, zur Rückseite der Kirche. Da stehen Sie vor einem monumentalen Wandbild.

Der Korrespondent einer Innerschweizer-Zeitung schreibt am 14.08.1961 folgendes:

„Kirchliche Kunst in Stansstad: An der äusseren Chorwand der Pfarrkirche von Stansstad vollendete der Stanser Bildhauer Hans von Matt vor einigen Tagen ein Sgraffito mit der Himmelfahrt Mariä, die als künstlerisches Bindeglied zwischen Kirche und Friedhof gedacht ist und der ganzen Sakralanlage ein bedeutendes Gewicht verleiht. Die Malerei bedeutet den Abschluss einer umfassenden Gesamterneuerung der Kirche, an welche Künstler wie Edy Renggli, August Bläsi, Paul Diethelm, Anton Flüeler und nun auch Hans von Matt zum Teil umfangreiche Werke geschaffen haben.“

Die Fertigstellung erfolgte auf das Muttergottesfest am 15. August 1961.

Orgel

Disposition der Orgel

28 Register, 3 Manuale und Pedal

Hauptwerk

Bourdon 16’
Principal 8’
Hohlflöte 8’
Octave 4’
Spitzflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Octave 2’
Mixtur 3-4 f. 1 1/3’

Schwellwerk

Rohrgedakt 8’
Trichterflöte 4’
Nasat 2 2/3’
Waldflöte 2’
Terz 1 3/5’
Mixtur 2’
Trompete 8’
Tremulant

Rückpositiv

Gedeckt 8’
Principal 4’
Rohrflöte 4’
Octave 2’
Sifflöte 1 1/3’
Scharf 3 f. 2/3’
Krummhorn 8’

Pedal

Subbass 16’
Octave 8’
Octave 4’
Fagott 16’
Zinke 8’

Koppeln

Rückpositiv – Hauptwerk Rückpositiv – Pedal
Schwellwerk – Hauptwerk Schwellwerk – Pedal
Hauptwerk – Pedal
Organo Pleno Als Tritte für Hauptwerk
und Pedal
System Traktur und Registratur
mechanisch
Erbauer Firma M. Mathis & Söhne, Näfels GL
Beratung Josef Holtz, Musikdirektor SBV, Frauenfeld
Intonation Niklaus Stengele, in Firma Mathis

Die Orgel der katholischen Pfarrkirche Stansstad

Text und Bild: Christian Schweizer

In der Pfarrkirche der katholischen Kirchgemeinde Stansstad erklingt seit 1990 eine sehr wertvolle Orgel. Sie zeichnet sich in nuancenreicher Klangvielfalt, handwerklicher Solidität und logischer Architektonik aus.
In der Geschichte des 1942/43 erbauten Gotteshauses handelt es sich um die zweite Orgel. Das Vorgängerinstrument ist kurz nach Fertigstellung der Kirche eine aus Bern beschaffte Occasion, technisch ein billiges Instrument mit Pneumatik, 2 Manualen und Pedal für 21 Register.

Renommierte Erbauerin

Am 6. Mai 1983 beschließt die Kirchgemeindeversammlung den Neubau einer Orgel. Die Realisierung beginnt erst nach Abschluss der Innenrenovation 1989. Erbauerin ist die sehr renommierte Firma Mathis in Näfels, deren Gründer ursprünglich aus Nidwalden stammt und seit 1971 mit seinen Söhnen in Nidwalden bereits sieben Orgeln konstruiert hat.
Am 8. April 1990 wird das Instrument von Pfarrer Joseph Flury eingeweiht. Festorganist Sigisbert Koller hebt es mit Bachs Präludium und Fuge h-moll aus der Taufe. Gestaltet wird der Anlass vom Kirchenchor Stansstad unter Leitung von Heinz Stöckli mit der Orgelsolomesse von Joseph Haydn.

1875 Pfeifen aus edlen Materialien

Das Instrument enthält drei Manuale à 56 Tasten für Haupt- und Schwellwerk mit je 8 Registern und für das Rückpositiv mit 7 Registern sowie ein Pedalwerk à 30 Tasten mit 5 Registern. Im Schwellwerk hat einzig das Register Suavial nur 47 Töne. Die Orgel zählt gesamthaft 1875 Pfeifen aus hochwertigen Metallen und erstklassigen Hölzern. Dank der Registervielfalt – Labiale (Lippenpfeifen: Principale, Flöten, Aliquoten, Mixturen) und Linguale (Zungenpfeifen: Krummhorn, Trompete, Zinke und Fagott) – können das gesamte Orgelrepertoire gespielt, Chor, Cantoren und Instrumentalisten subtil begleitet und der Gemeindegesang farbenfroh unterstützt werden. Der freistehende Spieltisch mit Blick des Spielers gegen Haupt-, Schwell- und Pedalwerk ist gleich hinter dem Rückpositiv positioniert. Die seitlich der drei Manualklaviaturen eingerichteten Registerzüge und oberhalb des Pedals angebrachten Koppeln erlauben kunstvolles Spielen.

Bewährte Mechanik

Traktur und Registratur sind mechanischer Natur auf Basis der bewährten Schleifladenkonstruktion; dies alles, wie auch die Pfeifen, sind nach althergebrachter Orgelbaukunst in feinster Handwerksarbeit hergestellt. Diese hochwertige Qualität – das Instrument kostet CHF 350´000 gemäß Bauvertrag von 1983 – und auch die alle 20 Jahre nötigen Generalrevisionen zur Bestandespflege, wie 2009 durchgeführt, bürgen für eine Lebensdauer von mehreren hundert Jahren! So ist die Orgel wie für die Ewigkeit gebaut.

Architektur und Klang

Das architektonische Äußere der Orgel entspricht getreu dem klanglich inneren Werkaufbau. Die sichtbaren Pfeifen (= Prospektpfeifen) stammen aus den Hauptregistern, den Principalen, der vier Klangwerke: An der Emporenbalustrade prangt das Rückpositiv, in dessen 5 Feldern 29 Pfeifen (Principal 4 Fuß) stehen. Dahinter erhebt sich der Mittelbau, in welchem sich die Manualpfeifen zuerst des Haupt- und dahinter des Schwellwerks befinden. Davon zieren 37 Pfeifen (Principal 8 Fuß) das Hauptwerk in neun Feldern. Seitlich flankierend erheben sich die beiden in je drei Feldern gegliederten Pedaltürme. Ihnen verleihen jeweils 11 sehr lange Pfeifen (Praestant 8 Fuß) ein imposantes Gepräge.

Damit ist dieser Rundgang beendet.

Sie haben die Kirche besucht, wie sie sich nach der letzten Innenrenovation 1988-1989 präsentiert. Seit 1943 haben immer wieder engagierte Menschen unserer Kirchgemeinde und von weiter her zur heutigen Gestalt und Qualität des Gotteshauses beigetragen.

Möge die Stansstader Kirche auch in Zukunft für viele ein Ort der Ruhe und des Innehaltens in hektischer Welt, ein Raum des Betrachtens und des Gebets, ein Haus des gemeinsamen liturgischen und kulturellen Feierns, eine Gelegenheit zur Gottesbegegnung sein!