Geschichte der katholischen Kirche Stansstad
Text: Edi Vieli / Bild: Karl Graf
950 - 1100
Sicher ist die erste Kirche Nidwaldens jene von Stans (entstanden um 950). Die Kirche von Buochs geht auf das Jahr 1027 zurück. Nidwalden zählt um 1100 zwei Kirchgemeinden, nämlich Stans von Hergiswil bis zum Surenenpass und Buochs vom Bürgen bis an die Bauenstöcke. Sie unterstehen dem Dekanat Luzern, dem Archidiakonat Aargau, dem Bistum Konstanz, dem Erzbistum Mainz. Stansstad bildet von Anfang an einen Teil der Landespfarrei Stans.
Die Kirche in Stans ist die Mutter- und Pfarrkirche, in welcher der Sonntagsgottesdienst besucht werden muss, das Taufsakrament gespendet wird und die Bestattungen stattfinden.
1502
Erstes geschichtlich feststehendes Datum über die Kapelle von Stansstad. Hinweis: Meister Hans Füssli von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau liefert eine Glocke im Gewicht von 153 Pfund für die Kapelle.
26. Juli 1504
Der päpstliche Legat Raymund von Gurk begabt die «capell sancti Christopheri in Stansstad» mit einem Ablass.
1580
Zweiter Ablassbrief mit der Auflage, dass in der Kapelle in Stansstad Gottesdienst gehalten werde. Diese Aufgabe wird von der Mutterpfarrei Stans wahrgenommen.
1581
Aufrichtung der Bruderschaft des heiligen Loy (Eligius, Bischof von Noyon, *588/+660, Schutzpatron der Schmiede und Goldschmiede) und der heiligen Mutter Anna.
31.8.1628
Einweihung einer neuen Kapelle. Vermutlich in diesem Zusammenhang Aenderung des Patronates. Anstelle des hl. Christophorus tritt die hl. Mutter Anna, die zu dieser Zeit grosse Verehrung geniesst.
26.7.1707
Beschluss, eine grössere Kapelle zu bauen.
27.9.1708
Einweihung der neuen Kapelle durch Weihbischof Konrad Ferdinand von Geist vom Bistum Konstanz.
2.8.1710
«Ihro Hochfürstliche Gnaden, H. Abt Placidus zu Muri» erhöht eine frühere Stiftung von 200 Gulden um 700 Gulden (total 900 Gulden), damit «alle Wochen eine heilige Messe gehalten werden kann». Gleichzeitig stiftet Muri den Altar für die neue Kapelle. Die Gründung der Pfründe (Muri und Trachsler) soll die Anstellung eines Kaplans ermöglichen. Sie erfolgt erst im Jahr 1715 (Kaplan Karl Joseph Zelger).
2.11.1710
Georgius Trachsler, «Frühmesser bei St. Leonard und Justo in Ingenbohl» stiftet 1200 Gulden für die «Trachslerische Stanzstadische Caplanej Pfrundt» als Ergänzung der Stiftung des Klosters Muri.
1758
Die Verweisung der Kaplanei droht, weil die nötigen Mittel fehlen. Kaplan Joseph Remigi von Matt greift rettend ein, schenkt der Pfründe 800 Gulden und lässt sich selbst zum Kaplan wählen.
9.9.1798
Einfall der Franzosen, die Kapelle wird angezündet und sinkt in Schutt und Asche.
1801
Wiederaufbau der Kapelle unter Benützung der verbliebenen Mauerreste.
1819
Der Papst unterstellt die kirchliche Verwaltung über die Urkantone (also auch Nidwalden und Stansstad) dem Bischof von Chur. Die rund tausendjährige, eher lose Verbindung unserer Gebiete zum Fürstbischof von Konstanz geht zu Ende.
1821
Auflösung des alten Bistums Konstanz (561-1821) durch Papst Pius VII.
1829
Geburtsjahr des ersten nidw. Schulgesetzes, nach welchem alle Kinder, ob reich oder arm (diese unentgeltlich), die Schule vom 8.-12. Jahr besuchen müssen. In allen Uerten soll ein Schulrat «aufgestellt werden, dessen Präsident oder Ratsmitglied der Ortsgeistliche ist.» Obwohl in der Regel die Kaplane zum Unterricht verpflichtet sind, stehen in Stansstad im 19. Jahrhundert bereits mehrheitlich weltliche Lehrer im Amt.
10.4.1842
«Loskauf» von Obbürgen. Gegen eine Entschädigung von 300 Gulden löst sich Obbürgen von den Verpflichtungen gegenüber der Filiale Stansstad (Kapelle und Pfrund).
1.5.1846
Die Kapelle erhält neue Kreuzwegstationen.
8.3.1848
«Loskauf» von Kehrsiten. Gegen eine Entschädigung von 400 Gulden löst sich Kehrsiten von den Verpflichtungen gegenüber der Filiale Stansstad (Kapelle und Pfrund).
1850
Die zu klein gewordene Kapelle wird vergrössert.
1852
Die Rechnungen werden zum letzten Mal in der alten Nidwaldner Währung abgeschlossen, d.h. in Gulden, Schilling und Angster (1 Gulden = 40 Schilling, 1 Schilling = 6 Angster). Die Währungsreform von 1851 führt den neuen Schweizerfranken ein (1 Gulden = Fr. 1.90).
21.5.1854
«Vereinigung Kapell- und Pfrundvogt in einer Person und in einer Rechnung».
Von 1827 bis 1854 sind 2 Vorsteher/Finanzverwalter, nämlich der Kapellvogt und der Pfrundvogt im Amt und führen getrennte Rechnungen.
24.5.1857
Die Filialgemeinde beschliesst den Bau eines Schulhauses und bestimmt die Frontage für die Bevölkerung (Fronarbeit oder finanzielle Entschädigung).
26.7.1872
Kaplan Cyprian Amstad «verzichtet auf die Schule». Er ist der letzte Geistliche, der an der Stansstader Schule unterrichtet.
6.2.1881
Filialgemeinde-Versammlung. Bemerkung am Schluss des Protokolls: «Die Schulgemeinde nun constituiert, wird separat protokolliert». Ein Jahrhunderte altes Kapitel geht zu Ende: die erste und einzige Schulgelegenheit in unserer Gegend bietet lange Zeit die Kirche, jetzt befasst sich eine weltliche Behörde mit den Belangen der Schule.
1889-1891
Renovation der St. Anna Kapelle.
20.2.1891
Die Firma Adelrich Benziger + Cie., Päpstliche Anstalt für kirchliche Kunst und Industrie, Einsiedeln, liefert 14 neue Kreuzwegstationen, in Oel gemalt, mit Rahmen, für die St. Anna Kapelle.
1922-1955
Entstehung von kirchlichen Vereinen und Bruderschaften:
1922 Bruderschaft zu Ehren der Heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef
1930 Aloysiusbund
1937 Frauen- und Müttergemeinschaft
1937 Marianische Kongregation
1952 KAB Kath. Arbeiter- und Angestelltenbewegung
1955 Kath. Jungmannschaft
1.4.1935
Todestag von Pfarrhelfer Wilhelm Flüeler von Stansstad, Päpstlicher Ehrenkämmerer, bischöflicher Kommissar und Pfarrhelfer in Stans. Zusammen mit seiner Schwester, Frau Kreszentia Felber-Flüeler, unterstützt er finanziell die Filiale Stansstad (Vergabungen zur Verbesserung des Salärs der Kaplane).
16.3.1937
Die Filialgemeinde kauft die Ungermatte (35073 m2) von alt Reg.-Rat Josef Zumbühl. Im Kaufvertrag wird unter anderem festgehalten: «Der Verkauf erfolgt von Seiten des Verkäufers in der Meinung, dass auf diesem Terrain die neue Kapelle für Stansstad erstellt wird und dass für den Fall die Schulgemeinde ein neues Schulhaus bauen will, ab der Liegenschaft Ungermatt das nötige Terrain zu billigem Preise zur Verfügung zu stellen ist. Mit der Kehrsitenstrasse sollte eine Verbindung geschaffen werden».
20.6.1937
Wahl einer Baukommission für den Kapellen-Neubau (wird erst am 8.6.1954 aufgelöst).
November 1941
Spatenstich und Einsegnung des Bauplatzes für die neue Kapelle durch Kommissar (Dekan) Alois Bünter, Stans.
12.7.1942
Grundsteinlegung durch Abt Dr. Leodegar Hunkeler von Engelberg.
1942/43
Neubau der Kapelle nach den Plänen des Architekten Karl Strobel, Zürich.
17.2.1943
Beschluss der Baukommission, «Stifter» für die Anschaffung der Fenster zu suchen. Betrag pro Fenster, inkl. Einsatz des Familienwappens: Fr. 300.–. 17 Familien und 1 Einzelperson melden sich als «Stifter».
Die drei grossen Fenster der Nebensakristei (Nordseite) werden von Abt Leodegar Hunkeler, Kloster Engelberg, Pfarrer Oswald Flüeler, Dallenwil, Frühmesser Franz Wyrsch, Stans, Pfarrer/Kommissar Alois Bünter, Stans, und Kaplan Alois Villiger, Stansstad, gestiftet.
27.6.1943
Feierliche Einweihung des neuen Gotteshauses durch Bischof Christianus Caminada aus Chur.
1943
Abbruch der St. Anna-Kapelle auf dem Dorfplatz.
12.8.1944
Verkauf des alten Pfrundhauses («alte Kaplanei» – heute Kehrsitenstrasse 1) an Josef Stutzer Stans.
1945
Neubau Pfarrhaus (1991 An- und Umbau)
1956-57
Errichtung des Friedhofes. Erweiterungen: 1968/1974/1985.
1957/1961
Erste Innen- und Aussenrenovation (Neugestaltung der Chorrückwand: Sgraffitto von Hans von Matt «Maria in der Mandorla» / Kalvaria-Szene von August Bläsi / Kreuzweg von Paul Diethelm / Muttergottesfigur von Josef Z’Rotz / Altarkreuze und Kerzenständer von August Flüeler, ausgeführt von den Gebr. Leuthold Stans).
30.11.1958
Die Mutterpfarrei Stans stimmt der Abkurung von Stansstad zu.
15.5.1959
Stansstad stimmt der Abkurung von der Mutterpfarrei Stans ebenfalls zu.
15.5.1959
Die Filialgemeinde-Versammlung beschliesst die Anschaffung eines neuen fünfstimmigen Geläutes.
27.6.1959
Wahl des bisherigen Seelsorgers, Kaplan Alois Villiger, zum 1. Pfarrer von Stansstad.
Pfarrer Alois Villiger.
Geboren 3. Nov. 1903
Zum Priester geweiht am 5. Juli 1931,
Vikar in Rüti ZH 1931 – 1934,
Kaplan in Stansstad 1934 – 1959,
Pfarrer in Stansstad 1959 – 1971,
Gestorben am 13. Feb. 1973.
27.9.1959
Das bischöfliche Dekret über die Errichtung der Pfarrei Stansstad wird in der Pfarrkirche in Stans und in der Kirche in Stansstad von der Kanzel verlesen.
4.10.1959
Rosenkranzfest: Pfarrinstallation von Pfarrer Alois Villiger. Die Schulkinder ziehen die neuen Glocken in die Glockenstube des Turmes hoch.
1967
Neubau des «neuen» Pfarrhauses (Renovation, An- und Umbau 2005).
2.4.1971
Wahl von Pfarrer Franz Bircher (1971-1984 Pfarrer in Stansstad).
13.2.1973
Todestag von Pfarrer Alois Villiger, 1934-1959 Kaplan in Stansstad, 1959-1971 1. Pfarrer in Stansstad.
29.9.1978
Urnenabstimmung betr. Genehmigung des Projektes Oekumenisches Kirchgemeindehaus.
30.11.1980
Einweihung des Oekumenischen Kirchgemeindehauses.
29.10.1982
Abstimmung über die Aussenrenovation der Kirche.
6.5.1983
Abstimmung über die Anschaffung einer neuen Orgel.
26.7.1983
Am Festtag unserer 2. Patronin, der heiligen Mutter Anna, wird das renovierte Kreuz wieder montiert. In die Kreuzkugel werden die bisherigen Dokumente sowie neue geschichtliche Unterlagen gelegt.
17.5.1984
Wahl von Pfarrer Albert Birchler (1984-1989 Pfarrer in Stansstad).
1984
Die von der röm.-kath. Kapellenstiftung St. Anna (Kapellgemeinde) 1951 gegründete Kanalisationsvereinigung Kirchmatt wird aufgelöst. Die politische Gemeinde Stansstad übernimmt die Meteorwasserleitung zu Eigentum und Unterhalt.
20.5.1988
Genehmigung des Projektes «Innenrenovation Pfarrkirche».
November 1988
Studie Dr. iur. Urs Cavelti, Gossau, «Die Eigentümer der Römisch-katholischen Kirchen- und Pfrundgebäude im Kanton Nidwalden» löst die grundbuchamtliche Richtigstellung vom 24.1.1991 aus.
3.9.1989
Einweihung der renovierten Pfarrkirche.
1989-1990
Neubau Friedhof-Magazin.
1989-1991
Pfarrer Joseph Flury amtet als Pfarradministrator der Pfarrei Stansstad.
8.4.1990
Einweihung der neuen Orgel.
24.1.1991
Grundbuchamtliche Bereinigung der Eigentumsverhältnisse der Kirchgemeinde (anstelle der bisherigen «Röm.-kath. Kapellenstiftung St. Anna», neu «Kirchgemeinde Stansstad»).
29.3.1992
Amtseinsetzung von Pfarrer Stefan Zelger (1992-2004)
15.8.1993
Stellenantritt von Ursula Uhl, Pastoralassistentin (bis 30.6.2003 in der Pfarrei Stansstad tätig).
1996-1997
Sanierung Friedhofkapelle.
1.8.2004
Amtsantritt von Diakon Arthur Salcher, Gemeindeleiter.